Entwicklung des Erdgaspreises im August 2017 und Ausblick

Der Erdgaspreis (Cal-18-Kontrakt Erdgas NCG) stieg in Folge der vermehrten Erdgasnutzung zur Stromerzeugung bis zum 30. Dezember 2016 auf 18,80 EUR/MWh, sank aber zum 31. März 2017 wieder auf 16,76 EUR/MWh. Seitdem verharrte der Erdgaspreis weitgehend auf diesem Niveau und schloss am 31. August 2017 bei 16,46 EUR/MWh.

Immer wiederkehrende Lieferausfälle in Norwegen sorgen zwar für kurzzeitige Preisanstiege, letztendlich verharrt der Erdgaspreis aktuell aber auf diesem Niveau und ist in einer sehr engen Preisspanne gefangen. Charttechnisch müssten sowohl in die eine als auch in die andere Richtung starke Widerstände bzw. Unterstützungen gebrochen werden.

In Europa sind in letzter Zeit immer mehr LNG-Lieferungen zu verzeichnen. Auch werden in Europa immer mehr LNG-Terminals geplant, die preissenkend wirken, da der weltweite LNG-Preis weitgehend unter dem leitungsgebundenen Erdgaspreis liegt. Aktuell wird ein schwimmendes LNG-Terminal in Polen in der Danziger Bucht geplant. Das LNG-Terminal in Swinemünde soll weiter ausgebaut werden. Am 07. Juni 2017 erreichte die erste us-amerikanische LNG-Schiffslieferung das LNG-Terminal in Swinemünde. Mit derartigen Lieferungen kann sich Polen unabhängiger von russischen leitungsgebundenen Erdgaslieferungen machen. Auch aus Katar kamen schon Lieferungen nach Swinemünde. In Zukunft sollen die Liefermöglichkeiten erheblich ausgebaut werden.

Auch Litauen kauft mittlerweile us-amerikanisches LNG. Im litauischen Hafen Klaipeda schwimmt ein riesiges LNG-Terminal, dass Litauen unabhängig von russischen Gaslieferungen machen soll. Mittlerweile deckt Litauen rund 50 Prozent seines Erdgasbedarfes über die dort umgeschlagenen LNG-Lieferungen ab.

Auf diese Weise verändern sich regionale Machtgefüge und historische Abhängigkeiten, da die Unabhängigkeit im Erdgasbezug auch politische Unabhängigkeit bedeutet. Allein die ehemaligen Transitländer bleiben damit langfristig auf der Strecke, da wichtige Einnahmen aus den Transitgebühren verloren gehen. Besonders in der politisch instabilen Ukraine führt das zu erheblichen Spannungen.

China hat offenbar beschlossen, Methanhydrat am Tiefseemeeresgrund abzubauen. Methanhydrat ist eine unter hohem Druck stabil entstehende Eismischung aus Methan und Wasser und kommt deshalb vorrangig in großen Tiefen vor. Es wird geschätzt, dass weltweit ca. 28 Billiarden Kubikmeter Methan im Eis gebunden sind. Die Erschließung und Förderung gestaltet sich aufgrund der großen Tiefen und der am Meeresboden aufzubrechenden Strukturen sehr schwierig. Auch sind die Auswirkungen auf den Meeresboden durch die damit einhergehen-den Veränderungen gänzlich unbekannt.

Zusammenfassend könnte sich beim Erdgas eine ähnliche Situation wie beim Rohöl einstellen. Aufgrund des entstehenden weltweiten Überangebotes wäre auch beim Erdgas ein starker Preisverfall zu erwarten. Jedenfalls ist längerfristig mit einer erheblichen Zunahme der Volatilität zu rechnen.

 

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Stefan Zumpe

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