Entwicklung des Ölpreises im August 2017 und Ausblick

Der Rohölpreis der Sorte „Brent“ stieg nach der Vereinbarung der Opec-Länder am 30. November 2016 stetig in Richtung 56,00 US-Dollar pro Barrel und verharrte die ersten drei Monate des Jahres 2017 auf diesem Niveau bei relativ geringer Volatilität. Seit April 2017 nahm die Volatilität aber wieder stark zu. In der Folge gab der Rohölpreis weiter nach und fiel zum 21. Juni 2017 wieder auf 44,82 US-Dollar pro Barrel, stieg aber zum 31. Juli 2017 wieder auf 52,65 US-Dollar pro Barrel, verharrte seitdem auf diesem Level und schloss zum 31. August 2017 bei 52,38 US-Dollar pro Barrel.

Das Ziel der Opec, die Lagerbestände zu reduzieren und damit die Preise zu stabilisieren, oder besser noch ansteigen zu lassen, scheint derzeit Wirkung zu zeigen. So sind die US-Rohöllagerbestände laut der Energy Information Administration (EIA) gegen Ende Juli auf mittlerweile 481,9 Millionen Barrel gesunken. Bis zum Beginn der Hurrikan-Saison Ende August 2017 haben die US-Rohöllagerbestände weiter abgenommen und lagen zum Ende des Monats August bei 462,3 Millionen Barrel. Ob für den Rückgang der US-Rohöllagerbestände die Opec-Förderkürzung oder eher die saisonal bedingt gestiegene Weiterverarbeitung der Ölprodukte verantwortlich sind, ist nach wie vor nicht wirklich erkennbar. In den USA werden in den Sommermonaten aufgrund der urlaubsbedingten „Driving Season“ mehr Kraftstoffprodukte hergestellt als im restlichen Jahr. Jedenfalls hilft der höhere Ölpreis den US-amerikanischen Ölförderern, die eigenen Quellen wirtschaftlicher auszubeuten und immer mehr Bohrlöcher zu aktivieren.

Damit erweisen sich die Opec-Staaten aktuell selbst einen Bärendienst, da die Förderkürzungen sehr kurz gedacht sind und eine akute Gratwanderung darstellen. Damit stecken die Opec-Länder in einer Zwickmühle und beraten immer wieder über weitere Förderkürzungen und mögliche Verlängerungen der Maßnahmen. Mit Beginn der Hurrikan-Saison wurden in Texas und Florida Raffinerien zur Weiterverarbeitung des Rohöls geschlossen und vor möglichen Schäden gesichert. In Folge stiegen die US-Rohöllagerbestände wiederum kurzfristig stark an, weshalb Aussagen zu den tatsächlichen US-Rohöllagerbestände mit Vorsicht zu genießen sind. Deshalb können Auswirkungen der Opec-Kürzungen aktuell nicht fundiert bewertet werden. Zumal sich immer mehr Opec-Länder nicht an die vereinbarten Förderkürzungen halten. Allein in Libyen gab der Chef des staatlichen Ölkonzerns Mustafa Sanalla eine Erhöhung der Fördermengen im August auf eine Million Barrel pro Tag bekannt. Im April waren es noch um die 600 Tausend Barrel pro Tag. So wurden von den Opec-Ländern im August wieder um die 33,0 Millionen Barrel pro Tag gefördert, woran zu erkennen ist, dass die Disziplin der Opec-Länder vermehrt nachlässt. Die International Energy Agency (IEA) hatte Mitte August ihre Schätzung bezüglich der Nachfrage nach Opec-Öl auf 32,6 Millionen Barrel pro Tag gekürzt. Die Opec selbst beziffert den Bedarf nach Opec-Öl auf 32,4 Millionen Barrel pro Tag für die Jahre 2017 und 2018. Und in dieser Schätzung liegt nach wie vor die Brisanz des Themas.

Die Lage in Venezuela ist derweil weiterhin unverändert. Das Land steuert offensichtlich dem größten Staatsbankrott aller Zeiten entgegen und ist auf seine Öllieferungen angewiesen. Die Situation in Venezuela ist insofern von besonderer Bedeutung, da das Land über die größten Ölreserven weltweit verfügt. Da verwundert es nicht, dass sich Russland als Geldgeber anbietet und sich im Gegenzug den Zugang zu den riesigen Ölfeldern des Landes zu Tiefstpreisen sichert. Seit Anfang 2017 verhandelt offenbar der russische Ölkonzern Rosneft mit dem venezolanischen Ölkonzern PDVSA über Beteiligungen an den riesigen Ölfeldern, um das Öl auf dem Weltmarkt zu verkaufen. So gelangt offenbar ein Großteil des venezolanischen Öls trotz der bestehenden Russland-Sanktionen über Zwischenhändler in die USA.Die russischen Ölkonzerne werden aufgrund der Russland-Sanktionen immer einfallsreicher. So kauft aktuell Rosneft mit Partnerunternehmen das indische Ölunternehmen Essar Oil für 12,9 Milliarden US-Dollar.

Die weltgrößte Reederei Maersk verkaufte im August 2017 ihr Öl- und Gasgeschäft an den französischen Ölkonzern Total für 7,45 Milliarden US-Dollar, um sich auf das Kerngeschäft Transport konzentrieren zu können.

Die amerikanische Ölproduktion lag im August 2017 wieder bei 9,35 Millionen Barrel pro Tag. Was die Preise auch deutlich unter Druck setzt. Amerikanische Unternehmen haben mittlerweile auch eine vielversprechende Finanzierungsmethode entwickelt. In sogenannten „DrillCos“ werden Gemeinschaftsunternehmen gegründet, in denen Finanzinvestoren ihr Geld mit den Geldern des Produzenten zusammenlegen. Auf diese Weise wurden in letzter Zeit offensichtlich mehrere Milliarden Dollar für die Finanzierung eingesammelt. Die amerikanischen Fracking-Anlagen produzieren auch aufgrund der technologischen Sprünge in der letzten Zeit auf immer günstigerem Niveau. Die International Energy Agency (IEA) schätzt mittlerweile ein noch zu erschließendes zusätzliches Rohöl-Potential in den USA von 4,5 Millionen Barrel pro Tag.

Die von Baker Hughes veröffentlichte sogenannte Rig Count legte im August 2017 weiter zu. In Kanada sind nach den ausfallbedingten Rückgängen weiter starke Anstiege zu verzeichnen. In den USA hingegen ist erstmals ein kleiner Rückgang zu verzeichnen. Dieser Rückgang kann aber mit der beginnenden Hurrikan-Saison in Verbindung gebracht werden. Die Rig Count beschreibt die Anzahl neuer Bohrungen und ist sehr stark an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelt. Ende Juli 2017 betrug der Wert weltweit 2.110. Ende August 2017 stieg der Wert wieder leicht auf 2.116. Im Vergleich dazu betrug der Wert Ende Januar 2015 weltweit 3.309 und Ende Januar 2017 1.918. Allein in den USA ist ein leichter Rückgang der Förderanlagen von 953 (Ende Juli 2017) auf 947 (Ende August 2017) zu verzeichnen. In Kanada ist ein Anstieg der Förderanlagen von 198 (Ende Juli 2017) auf 217 (Ende August 2017) zu verzeichnen.

Aufgrund des aktuellen Ölpreisniveaus wird sich die Entwicklung der Ausweitung der Förderquellen sehr wahrscheinlich maßgeblich beschleunigen, da die in Wartestellung befindlichen us-amerikanischen Fracking-Anlagen sehr schnell angefahren werden können und ständig neue hinzukommen. Damit hat sich die us-amerikanische Fracking-Industrie nachhaltig zum sogenannten Swing-Produzenten und damit zum Taktgeber der Ölproduzenten entwickelt und beeinflusst die weltweiten Marktpreise somit erheblich. Das von der International Energy Agency (IEA) geschätzte zusätzliche Rohöl-Potential in den USA von 4,5 Millionen Barrel pro Tag lässt da erheblichen Spielraum zu.

Diese Situation stellte sich bereits in den Jahren 2014 und 2015 ein, wodurch die Ölpreise Anfang letzten Jahres bekanntermaßen unter 30,00 US-Dollar pro Barrel fielen. Eine ähnliche Entwicklung ist in näherer Zukunft nicht auszuschließen, unter den aktuellen Vorzeichen ja sogar immer wahrscheinlicher. Auch der Rosneft-CEO Igor Setschin rechnet mit einem Ölpreis zwischen 40,00 und 43,00 US-Dollar pro Barrel im Jahr 2018. Jedenfalls ist mit einer erheblichen Zunahme der Volatilität zu rechnen.

 

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