Entwicklung des Ölpreises im Juni 2016 und Ausblick

Die Rohölpreise erreichten im Juni 2016 ihren diesjährigen Höchststand haben aber zum Ende des Monats wieder leicht nachgegeben. Der spekulativ getriebene Aufwärtstrend wurde bis in die ersten Junitage durch ungeplante Verknappungen des Angebots unterstützt.

Der Rohölpreis der Sorte „Brent“ erreichte nach dem diesjährigen Höchststand von 52,39 US-Dollar pro Barrel Ende Juni 2016 einem Wert von immerhin 49,07 US-Dollar pro Barrel.

Die Ankündigung mehrerer Banken, dass sich der Ölmarkt langsam dem Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage nähert, könnte sich eher bewahrheiten, als viele Marktteilnehmer derzeit vermuten. Bei dem Treffen der Opec-Länder am 02.06.2016 in Wien wurden wieder keine Maßnahmen zum Einfrieren bzw. Deckeln der Ölfördermengen beschlossen. Dennoch schwächte sich die weltweite Produktion im Juni 2016 weiter stärker als erwartet ab. So sind zwar die Ölförderanlagen nach den Waldbränden in Kanada zum Teil wieder langsam hochgefahren worden, die anhaltenden Probleme in Nigeria und in Libyen führten aber trotzdem zu sinkenden Fördermengen.

Erste Hinweise auf eine Steigerung der nigerianischen Ölproduktion lassen auf eine gewisse Entspannung hoffen. Zumindest entspannt sich die Lage wohl etwas in dem westafrikanischen Land.

Der Iran hat mittlerweile seine Fördermengen auf bis zu 3,8 Millionen Barrel pro Tag erhöhen können und weitet seine Produktion auch weiter aus.

Saudi-Arabien hat wohl auch, wie bereits angedeutet, seine Fördermengen weiter erhöht.

Insgesamt kann man zum Ende des Monats Juni von einer sehr guten Versorgungslage sprechen, die in Anbetracht der wirtschaftlichen Aussichten eher zu einem kurz- und mittelfristigen Nachgeben der Ölpreise führen könnte. Meldungen zu einem leicht vermehrten Einsatz von Öl statt Kohle führen wiederum langfristig zu einer stärkeren Ölnachfrage.

Wie erwartet nimmt in den USA die Ölförderung wieder leicht zu, da bei einem Preisniveau um die 50,00 US-Dollar pro Barrel erste Förderanlagen wieder wirtschaftlich arbeiten können.

Die von Baker Hughes veröffentlichte sogenannte Rig Count legte im Juni wieder leicht zu. Diese Kennzahl beschreibt die Anzahl neuer Bohrungen und ist sehr stark an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelt. Die Ausgaben der Ölförderer werden wieder etwas angehoben, Investitionen in Förder- und Anlagentechnik vorsichtig vorgenommen.

Ende Juni 2016 betrug der Wert weltweit ca. 1.470. Im Vergleich dazu betrug der Wert Ende Januar 2015 noch 3.309 und Ende Mai 2016 noch 1.405. Allein in den USA ist ein Rückgang von 1.683 (Ende Januar 2015) auf 431 (Ende Juni 2016) zu verzeichnen, wobei gerade in den USA weiter Förderanlagen wieder in Betrieb genommen werden. Somit entwickeln sich die USA entgegen den ursprünglichen Plänen Saudi-Arabiens langsam wirklich zum preisregulierenden Marktteilnehmer, einem sogenannten Swing-Produzenten. In der Vergangenheit oblag diese Rolle einzig und allein Saudi-Arabien. Aufgrund der viel schnelleren Regelbarkeit amerikanischer Ölförder- und Shale-Gas-Anlagen verschiebt sich diese Rolle aktuell sehr stark zu Gunsten der USA. Wobei die bis heute angestaute Gefahr einer Öl-Blase nicht aus dem Sichtfeld geraten darf.

Viele Banken haben mittlerweile sehr hohe Beträge in die defizitäre Shale-Gas-Förderung investiert.
Der Einstieg der Banken erfolgte bei damaligen Ölpreisen um die 100,00 US-Dollar pro Barrel. Mit den heutigen 50,00 US-Dollar pro Barrel können Kredite unter Umständen nicht zurückgezahlt werden. Erste Banken zeigen bereits Anzeichen einer beginnenden Verunsicherung.

Je länger die Ölpreise auf dem jetzigen Niveau verharren, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit einer weiter wachsenden Öl-Blase. Da offensichtlich keines der Ölförderländer Marktanteile verlieren möchte und die Industriestaaten immer mehr auf fossile Energieträger verzichten werden, ist ein deutlicher Preisanstieg aber eher unwahrscheinlich. Die Volatilitäten werden dagegen erheblich zunehmen.

Auch die „Brexit“-Entscheidung und die damit verbundenen Unsicherheiten bereits im Vorfeld der Entscheidung und auch jetzt danach zeigen, wie volatil und unberechenbar der Markt sich entwickeln kann.
Die aktuelle Absenkung der Wachstumsprognosen in China und im Euroraum wirken zusätzlich in Summe eher preisbegrenzend.

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Stefan Zumpe

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