Entwicklung des Ölpreises im Mai 2016 und Ausblick

Die Rohölpreise haben sich im Mai 2016 weiter erholen können. Der spekulativ getriebene Aufwärtstrend wurde zusätzlich durch eine ungeplante Verknappung des Angebots unterstützt.

Der Rohölpreis der Sorte „Brent“ erreichte Ende Mai 2016 einem Wert von 49,77 US-Dollar pro Barrel und stieg seitdem allmählich weiter.

Mehrere Banken rechnen mittlerweile damit, dass sich der Ölmarkt langsam dem Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage nähert. Ein Einfrieren bzw. eine Deckelung der Ölfördermengen wurde zwar bei dem Treffen der Opec-Länder am 17.04.2016 in Doha nicht beschlossen.

Dennoch schwächte sich die weltweite Produktion stärker als erwartet ab. Gründe sind vor allem in der weiter sinkenden Zahl von Neubohrungen (Rig Count) im US-Shale-Gas, den Anschlägen auf Förderanlagen in Nigeria aber auch den Waldbränden in Kanada zu finden.

Der Iran hat mittlerweile seine Fördermengen auf bis zu 3,5 Millionen Barrel pro Tag erhöhen können, bis Ende Juni sollen es über 4 Millionen Barrel pro Tag werden. Die im Mai zu beobachtenden Rückgänge der weltweiten Produktion konnten damit aber nicht aufgefangen werden. Die Ölpreise dürften trotzdem nur langsam nach oben gehen, da mehr als 500 Millionen Barrel an aktuellen Lagerbeständen begrenzend wirken.

Saudi Arabien könnte auch, wie bereits angedeutet, seine Fördermengen weiter erhöhen. Auf dem letzten Treffen der Ölförderländer am 02.06.2016 konnte genau wie auf dem vorherigen Treffen am 17.04. 2016 keine Einigung zum Einfrieren der Fördermengen erzielt werden. Das zeigt, wie zerstritten die Ölförderländer der Opec mittlerweile sind. Schärfste Widersacher im Streit um eine Förderbegrenzung sind Saudi-Arabien und der Iran. Einerseits sind die Ölpreise für eine wirtschaftliche Förderung vieler Länder zu niedrig, andererseits werden Fördermengen nicht gekürzt, da niemand Marktanteile verlieren will.

Im Mai wurden so 32,6 Millionen Barrel pro Tag durch die Opec-Länder gefördert. Das ist der höchste Wert seit 2012 und ca. 1 Million Barrel pro Tag mehr als der Markt abnehmen kann. Bei einem Ölpreis um die 50,00 US-Dollar pro Barrel werden die Stimmen um eine Förderbegrenzung wieder leiser, da viele Ölförderländer der Opec mit diesem Preis gut auskommen müssten.

Auch in den USA nimmt die Ölförderung wieder leicht zu, da bei einem Preisniveau um die 50,00 US-Dollar pro Barrel erste Förderanlagen wieder wirtschaftlich arbeiten können. Die von Baker Hughes veröffentlichte sogenannte Rig Count ging im Mai weiter zurück hat aber in den letzten Tagen aus den vorher genannten Gründen wieder leicht zugelegt. Diese Kennzahl beschreibt die Anzahl neuer Bohrungen und ist sehr stark an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelt. Die Ausgaben der Ölförderer werden wieder etwas angehoben, Investitionen in Förder- und Anlagentechnik vorsichtig vorgenommen.

Ende Mai 2016 betrug der Wert weltweit ca. 1.380. Im Vergleich dazu betrug der Wert Ende Januar 2015 noch 3.309 und Ende April 2016 noch 1.424. Allein in den USA ist ein Rückgang von 1.683 (Ende Januar 2015) auf ca. 400 (Ende Mai 2016) zu verzeichnen, wobei gerade in den USA die ersten Förderanlagen wieder in Betrieb genommen werden. Somit entwickeln sich die USA entgegen den ursprünglichen Plänen Saudi-Arabiens langsam zum preisregulierenden Marktteilnehmer, einem sogenannten Swing-Produzenten. In der Vergangenheit oblag diese Rolle einzig und allein Saudi-Arabien.

Aufgrund der viel schnelleren Regelbarkeit amerikanischer Shale-Gas-Anlagen wird sich diese Rolle sehr wahrscheinlich zu Gunsten der USA verschieben. Wobei die bis heute angestaute Gefahr einer Öl-Blase nicht aus dem Sichtfeld geraten darf. Viele Banken haben mittlerweile sehr hohe Beträge in die defizitäre Shale-Gas-Förderung investiert. Der Einstieg der Banken erfolgte bei damaligen Ölpreisen um die 100,00 US-Dollar pro Barrel. Mit den heutigen 50,00 US-Dollar pro Barrel können Kredite unter Umständen nicht zurückgezahlt werden. Je länger die Ölpreise auf dem jetzigen Niveau verharren, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit einer weiter wachsenden Öl-Blase.

Da offensichtlich keines der Ölförderländer Marktanteile verlieren möchte und die Industriestaaten immer mehr auf fossile Energieträger verzichten werden, ist ein deutlicher Preisanstieg aber eher unwahrscheinlich. Die Volatilitäten werden dagegen erheblich zunehmen.

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