Entwicklung des Ölpreises im März 2018 und Ausblick

Der Rohölpreis der Sorte „Brent“ stieg nach der Vereinbarung der Opec-Länder am 30. November 2016 stetig in Richtung 56,00 US-Dollar pro Barrel und verharrte die ersten drei Monate des Jahres 2017 auf diesem Niveau bei relativ geringer Volatilität. Seit April 2017 nahm die Volatilität aber wieder stark zu. In der Folge gab der Rohölpreis wieder nach und fiel zum 21. Juni 2017 wieder auf 44,82 US-Dollar pro Barrel. Zum 30. März 2018 stieg der Rohölpreis aber wieder auf 70,27 US-Dollar pro Barrel.

Das Ziel der Opec, die Lagerbestände zu reduzieren und damit die Preise zu stabilisieren, oder besser noch ansteigen zu lassen zeigt in den letzten Monaten tatsächlich seine Wirkung. So sind die US-Rohöllagerbestände laut der Energy Information Administration (EIA) zum 30. März 2018 auf mittlerweile 425,3 Millionen Barrel gesunken. Mittlerweile entgleitet aber der Opec die Kontrolle über die Preisentwicklung, da die Rohölpreise ein Niveau erreicht haben, dass auch von den Opec-Ländern nicht gewollt ist, da zu hohe Rohölpreise zu einem akuten Nachfragerückgang führen würden. Jedenfalls hilft der aktuell wieder höhere Ölpreis den US-amerikanischen Ölförderern, die eigenen Quellen wirtschaftlicher auszubeuten, immer mehr Bohrlöcher zu aktivieren und die Produktionskosten mit Terminprodukten abzusichern. Und genau da liegt das Problem. Die amerikanische Ölproduktion lag im März 2018 bei 10,43 Millionen Barrel pro Tag, womit das Produktionsniveau auf den höchsten Stand seit 1970 geklettert ist. Auch die russische Ölproduktion lag im März 2018 bei 11,00 Millionen Barrel pro Tag. Trotzdem strebt Russland offensichtlich ein langfristiges Abkommen mit den Opec-Ländern an.

Die amerikanischen Fracking-Anlagen produzieren auch aufgrund der technologischen Fortschritte in der letzten Zeit auf immer günstigerem Niveau, mittlerweile sollen wohl bereits Ölpreise oberhalb von 30,00 US-Dollar pro Barrel auskömmlich sein. Die International Energy Agency (IEA) schätzt ein noch zu erschließendes zusätzliches Rohöl-Potential in den USA von knapp 4,0 Millionen Barrel pro Tag. Die US-Energiebehörde Energy Information Administration (EIA) erwartet bis Ende 2018 einen weiteren Produktionsanstieg in den USA von ca. 1,0 Millionen Barrel pro Tag, womit ein Großteil des von der US-Energiebehörde (EIA) geschätzten globalen Anstiegs der globalen Ölnachfrage gedeckt wäre. Zusätzlich erwägt die amerikanische Regierung, die Ölsuche an den Küsten massiv auszuweiten.

In Venezuela dagegen ist die Ölproduktion aufgrund der anhaltend schlechten Wirtschaftssituation nahezu zum Erliegen gekommen. Venezuela hat mittlerweile drei Nullen von den im Umlauf befindlichen Geldscheinen gestrichen, um der Inflation etwas entgegenzuwirken.

Auch in Libyen, Angola und Mexiko befindet sich die Rohölproduktion nach wie vor auf sehr niedrigem Niveau und geht teilweise noch weiter zurück.

Die von Baker Hughes veröffentlichte sogenannte Rig Count sank im März 2018 wieder etwas deutlicher. Die Rig Count beschreibt die Anzahl neuer Bohrungen und ist sehr stark an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelt. Ende Februar 2018 betrug der Wert weltweit 2.271. Ende März 2018 sank der Wert wieder auf 2.179. Im Vergleich dazu betrug der Wert Ende Januar 2015 weltweit 3.309 und Ende Januar 2017 1.918. In den USA ist ein deutlicher Anstieg der Förderanlagen von 969 (Ende Februar 2018) auf 989 (Ende März 2018) zu verzeichnen. In Kanada dagegen ist die Zahl der Förderanlagen deutlich von 323 (Ende Februar 2018) auf 218 (Ende März 2018) gesunken, wobei dieser Rückgang der Februar- zur Märzproduktion in den letzten Jahren immer zu verzeichnen war. Im asiatischen Pazifikraum ist auch ein leichter Rückgang der Förderanlagen von 210 (Ende Februar 2018) auf 204 (Ende März 2018) zu verzeichnen. Im Mittleren Osten ist die Zahl der Förderanlagen bei 397 (Ende März 2018) nahezu gleichgeblieben. In Lateinamerika ist Zahl der Förderanlagen von 199 (Ende Februar 2018) wieder auf 193 (Ende März 2018) leicht gesunken.

Aufgrund des aktuellen Ölpreisniveaus wird sich die Entwicklung der Ausweitung der Förderquellen sehr wahrscheinlich maßgeblich weiter beschleunigen, da die in Wartestellung befindlichen us-amerikanischen Fracking-Anlagen sehr schnell angefahren werden können und ständig neue hinzukommen. Das von der International Energy Agency (IEA) geschätzte zusätzliche Rohöl-Potential in den USA von 4,0 Millionen Barrel pro Tag lässt da erheblichen Spielraum zu. Auch die zu erwartenden Produktionsanstiege in weiteren Ölförderländern lassen hier erheblichen Spielraum zu.

Wintershall will laut einem Focus-Bericht vom 07. März 2018 offensichtlich aufgrund der wieder gestiegenen Rohölpreise auch seine Öl- und Gasförderung wieder hochfahren.

Aufgrund des aktuell recht hohen Ölpreisniveaus und weiter steigender Tendenzen, könnte ein kurzfristiger Nachfragerückgang zu vermehrten Unsicherheiten führen. Jedenfalls ist mit einer erheblichen Zunahme der Volatilität zu rechnen.

 

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Stefan Zumpe

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