Entwicklung des Strompreises im Oktober 2016 und Ausblick

Die bereits bei der Entwicklung des Rohölpreises aufgezeigten Unsicherheiten sind auch bei den Strompreisnotierungen deutlich erkennbar. Zusätzlich beeinflussen unsichere Wetterprognosen aufgrund des hohen Anteils an Wind- und Solarkraftwerken die Strompreisnotierungen am Spotmarkt und am Terminmarkt für kurzfristige Liefererfüllungen. Der Terminmarkt für langfristige Liefererfüllungen folgt diesen Ausschlägen mit zeitlichem Verzug.

Nach den diesjährigen Höchstständen im Juni 2016 bei 28,14 EUR/MWh sank der Cal-17-Kontrakt Base Mitte September auf 25,16 EUR/MWh, stieg dann aber zum 31. Oktober 2016 auf 33,71 EUR/MWh an. Die Strompreisentwicklung orientiert sich aktuell wieder sehr stark an den Wetterverhältnissen, der Dax-, der Rohöl- und vor Allem der Kohlepreis-Entwicklung, weshalb mit sehr volatilen Strompreisnotierungen in der nächsten Zeit zu rechnen ist.

Der Kohlepreis war in den letzten Wochen einer der entscheidenden Preistreiber für die Strompreise. In China wurde die Kohleproduktion zur Begrenzung der Luftverschmutzung auf staatliche Anordnung erheblich zurückgefahren, sodass die Einfuhren nach China immens anstiegen, was zu einem deutlichen Anstieg der weltweiten Kohlepreise führte. Das wiederum führte auch zu einem ungewollten erheblichen Anstieg der Produktionskosten in der chinesischen Stahlindustrie. Mittlerweile versucht die chinesische Regierung dem entgegen zu wirken und die Kohleproduktion wieder hochzufahren, um die chinesische Stahlindustrie nicht zu arg zu schädigen. Auf diese Weise sollen die Kohlepreise wieder gedrückt werden, was sich mittelfristig auch auf die Strompreise auswirken wird.

Im Oktober 2016 gesellten sich aber drei weitere entscheidende Preistreiber für die Strompreise hinzu. In Frankreich wurden Ende September auf Anordnung der französischen Atom-Sicherheitsbehörde ASN ungeplant Atomkraftwerke wegen technischer Überprüfungen zu eventuellen Bauteilschäden abgeschaltet. Sowohl die Unsicherheit der Verfügbarkeit der französischen Atomkraftwerke in den kommenden Wintermonaten als auch die einhergehenden Stromexporte nach Frankreich führten zu erheblichen Preisaufschlägen bei den Terminnotierungen im Stromhandel.

Anders als in Deutschland gibt es in Frankreich keine Transparenzplattform mit Veröffentlichungen zu Kraftwerksabschaltungen. So können Marktteilnehmer nur spekulieren, wie die abgeschalteten Atomkraftwerke wieder ans Netz gehen werden. Einzig dem Quartalsbericht der EDF zum dritten Quartal 2016 konnte Anfang November entnommen werden, dass die ersten abgeschalteten Atomkraftwerke erst wieder Ende Dezember 2016 angefahren werden sollen, was den Strompreisen aufgrund kurzfristiger Absicherungsgeschäfte von Händlern und Banken weiteren Auftrieb bescherte.

Auch die vage Aussicht auf eine mögliche Einigung der Ölförderländer zur Begrenzung der weltweiten Ölproduktion führte zu weiteren spekulativen Absicherungsgeschäften der Strompreise. Letztendlich hinterlassen auch die US-Wahlen ihre Spuren bei den Strompreisen. Aufgrund der mit dem Wahlausgang möglicherweise aufkommenden Unsicherheiten schichten Banken wiederholt vorübergehend Gelder von den Aktien- in die Energiemärkte um.

Das verstärkt die spekulativ getriebenen Preisbewegungen an den Energiemärkten zusätzlich. Die Volatilitäten nehmen deshalb erheblich zu.

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Stefan Zumpe

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