Entwicklung des Ölpreises im November 2017 und Ausblick

Der Rohölpreis der Sorte „Brent“ stieg nach der Vereinbarung der Opec-Länder am 30. November 2016 stetig in Richtung 56,00 US-Dollar pro Barrel und verharrte die ersten drei Monate des Jahres 2017 auf diesem Niveau bei relativ geringer Volatilität. Seit April 2017 nahm die Volatilität aber wieder stark zu. In der Folge gab der Rohölpreis weiter nach und fiel zum 21. Juni 2017 wieder auf 44,82 US-Dollar pro Barrel, stieg aber zum 31. Juli 2017 wieder auf 52,65 US-Dollar pro Barrel, verharrte seitdem auf diesem Niveau und stieg zum 30. November 2017 nach wie vor spekulativ getrieben und aufgrund politischer Turbulenzen im Nahen Osten auf 63,57 US-Dollar pro Barrel.

In Saudi-Arabien wurden Anfang November zahlreiche Minister und Prinzen vor dem Hintergrund von Korruptionsvorwürfen festgenommen. Eigentlicher Hintergrund könnte aber ein weiterer Machtausbau des Kronprinzen Mohammed bin Salman sein, der damit unliebsame Machteinflüsse im eigenen Land aus dem Weg schafft. Dies führte zu erheblichen Unsicherheiten am Markt, da Niemand weiß, was da noch kommt.

Das Ziel der Opec, die Lagerbestände zu reduzieren und damit die Preise zu stabilisieren, oder besser noch ansteigen zu lassen, scheint vorübergehend tatsächlich Wirkung zu zeigen. So sind die US-Rohöllagerbestände laut der Energy Information Administration (EIA) gegen Ende November auf mittlerweile 448,1 Millionen Barrel gesunken. Auch in anderen Teilen der Welt sinken die Rohöllagerbestände. So hat sich die Zahl der für die Lagerung genutzten Supertanker vor Singapur und Malaysia seit dem Juni 2017 von ausgehend ca. 60 Millionen Barrel bis zum 30. November 2017 auf ca. 30 Millionen Barrel halbiert. Das lässt spekulative Anleger aufhorchen und die Ölpreise steigen.

Jedenfalls hilft der aktuell wieder höhere Ölpreis den US-amerikanischen Ölförderern, die eigenen Quellen wirtschaftlicher auszubeuten, immer mehr Bohrlöcher zu aktivieren und die Produktionskosten mit Terminprodukten abzusichern. Damit stecken die Opec-Länder nach wie vor in einer Zwickmühle und beschlossen am 30. November 2017 im Rahmen der Opec-Sitzung in Wien eine Verlängerung der Förderkürzungen bis Ende 2018. Wobei der Beschluss einen vorzeitigen Ausstieg zum 30. Juni 2018 vorsieht, sollten die beschlossenen Maßnahmen nicht mehr nötig sein. Die reine Verlängerung der am 30. November 2016 beschlossenen Förderkürzungen kann aber nicht zum gewünschten Ziel des merklichen Lagerabbaus führen, da das Angebot außerhalb der Opec immer weiter zunimmt. Auch die Aussagen der Internationale Energieagentur (IEA) führen zu dem Schluss, dass die reine Verlängerung der am 30. November 2017 beschlossenen Förderkürzungen nicht zum gewünschten Ziel des merklichen Lagerabbaus führen kann, da demnach auch die Nachfrage im Jahr 2018 zurückgehen wird. Wobei die Opec Mitte November 2017 die Nachfrageprognose auf 33,4 Millionen Barrel pro Tag erhöht hat. In den nächsten 25 Jahren rechnet die Opec mit einem Anstieg der weltweiten Öl-Nachfrage von aktuell 95,4 Millionen Barrel pro Tag auf dann 111,7 Millionen Barrel pro Tag. Dieser Annahme liegt ein prognostizierter Anstieg in China und Indien von 11,9 Millionen Barrel pro Tag und in weiteren Teilen Asiens und Afrikas von weiteren 7,0 Millionen Barrel pro Tag zugrunde. Dem entgegen wurde ein Absinken der Nachfrage in Europa von 2,6 Millionen Barrel pro Tag angenommen. Das führt rein rechnerisch zu einer Öl-Nachfrage von 111,7 Millionen Barrel pro Tag in den nächsten 25 Jahren. Ob sich diese Annahmen bewahrheiten werden, hängt entscheidend von der weiteren Entwicklung der Erneuerbaren Energien ab, da diese immer wirtschaftlicher werden.

Allein in China werden immer mehr Projekte mit Erneuerbaren Energien angeschoben, nicht zuletzt wegen der voranschreitenden Umweltverschmutzung.
Auch die der Internationale Energieagentur (IEA) schätzt einen Anstieg im gleichen Zeitraum auf ca. 105 Millionen Barrel pro Tag.Es ist mit einer Investitionsoffensive der us-amerikanischen Schieferöl-Produzenten zu rechnen, da diese bei dem aktuellen Ölpreis äußerst lukrativ produzieren können.
Es ist zu erwarten, dass die amerikanische Ölproduktion Anfang 2018 bei über 10 Millionen Barrel pro Tag liegen wird. Die amerikanische Ölproduktion lag Ende November 2017 bei 9,7 Millionen Barrel pro Tag, womit das Produktionsniveau auf den höchsten Stand seit 1970 geklettert ist. Die amerikanischen Fracking-Anlagen produzieren auch aufgrund der technologischen Fortschritte in der letzten Zeit auf immer günstigerem Niveau, mittlerweile sollen wohl bereits Ölpreise oberhalb von 30,00 US-Dollar pro Barrel auskömmlich sein. Die International Energy Agency (IEA) schätzt ein noch zu erschließendes zusätzliches Rohöl-Potential in den USA von knapp 4,4 Millionen Barrel pro Tag.

Die von Baker Hughes veröffentlichte sogenannte Rig Count ging im November 2017 zwar wiederholt leicht zurück, die Ölfördermengen stiegen aber weiter.
Die Rig Count beschreibt die Anzahl neuer Bohrungen und ist sehr stark an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelt. Ende Oktober 2017 betrug der Wert weltweit 2.077. Ende November 2017 fiel der Wert leicht auf 2.057. Im Vergleich dazu betrug der Wert Ende Januar 2015 weltweit 3.309 und Ende Januar 2017 1.918.

Allein in den USA ist ein wiederholter leichter Rückgang der Förderanlagen von 922 (Ende Oktober 2017) auf 911 (Ende November 2017) zu verzeichnen.
In Kanada ist die Zahl der Förderanlagen bei 204 (Ende November 2017) gleichgeblieben. Auch im asiatischen Pazifikraum ist die Zahl der Förderanlagen bei 213 (Ende November 2017) gleichgeblieben. Im Mittleren Osten ist ein wiederholter leichter Rückgang der Förderanlagen von 385 (Ende Oktober 2017) auf 378 (Ende November 2017) zu verzeichnen. In Lateinamerika ist wieder ein leichter Anstieg der Förderanlagen von 177 (Ende Oktober 2017) auf 181 (Ende November 2017) zu verzeichnen. Aufgrund des aktuellen Ölpreisniveaus wird sich die Entwicklung der Ausweitung der Förderquellen sehr wahrscheinlich maßgeblich beschleunigen, da die in Wartestellung befindlichen us-amerikanischen Fracking-Anlagen sehr schnell angefahren werden können und ständig neue hinzukommen.

Das von der International Energy Agency (IEA) geschätzte zusätzliche Rohöl-Potential in den USA von 4,4 Millionen Barrel pro Tag lässt da erheblichen Spielraum zu. Diese Situation stellte sich bereits in den Jahren 2014 und 2015 ein, wodurch die Ölpreise Anfang letzten Jahres bekanntermaßen unter 30,00 US-Dollar pro Barrel fielen. Eine ähnliche Entwicklung ist in näherer Zukunft nicht auszuschließen, unter den aktuellen Vorzeichen ja sogar immer wahrscheinlicher. Auch der Rosneft-CEO Igor Setschin rechnet mit einem Ölpreis zwischen 40,00 und 43,00 US-Dollar pro Barrel im Jahr 2018. Jedenfalls ist mit einer erheblichen Zunahme der Volatilität zu rechnen.

 

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